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Archiv Rock und Revolte
Die westberliner Bandseite
 

The Heartbreakers

Vertrag mit den "Starlighters" für die Neue Welt am 12.6.1966


Die Neue Welt in den 60ern

Die Neue Welt um 1900 Die Neue Welt heute

Ende des 19. Jahrhunderts feierten die Berliner rauschende Ballnächte in dem 1880 gebauten Saalkomplex. In der Weimarer Republik hielten hier SPD, KPD und NSDAP ihre Parteiversammlungen ab. Nach dem 2. Weltkrieg traten in der Neuen Welt bis Ende der 1990ziger Jahre internationale Rock- und Popgrößen auf. Zum Beispiel: Jimi Hendrix gab am 15.05.1967 hier sein erstes Konzert. 1982 wurde sie erstmalig geschlossen und zu einem Einkaufs- und Freizeitzentrum umgestaltet. Im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts wurde die Neue Welt erneut erweitert und verändert. Darin setzt Huxleys Neue Welt die Tradition der Rockkonzerte, wie sie hier in den 1960ern begründet wurde, fort.

Ein Zeitzeuge berichtet über einen Bandwettbewerb im Jahre 1965 in der Neuen Welt:

"Ich saß in der Jury, saß etwa sechs Stunden lang auf einem verhältnismäßig harten Stuhl und hatte 21 Beat-Bands zu bewerten. Jede dieser Amateurgruppen spielte drei Stücke, eher laut als leise. Meine Ohren baten bereits nach 60 Minuten um Ruhe, und in meinem Kopf war nur noch Beatle-Musik, Musik von elektrischen Gitarren, Schlagzeug und mehr oder weniger kreischender Gesang.

Wir waren in die Neue Welt eingeladen worden von den Veranstaltungsklubs „Starlighters" und „Comets", hatten dunkle Anzüge angelegt und hockten nun an dem langen Jurytisch ziemlich dicht vor der Bühne; fast unter den Lautsprechern. Hinter uns, bedrohlich dicht, schafften sich über 1200 junge Leiber, die sich im scharfen Takt schüttelten, mit Schultern und Beinen zuckten, klatschten und pfiffen. Stimmung war da, krakeelt wurde kaum; man hatte gut organisiert.
Es gab genügend junge Damen und Herren, die mit bestechender Beredsamkeit versuchten, uns, die wir in der Jury saßen, zu beeinflussen. — Wir aber blieben objektiv, mußten wir ja auch."
(Quelle: Blickpunkt Nr. 140 / 5-1965 / S. 33f)

Wer oder was waren die Starlighters?

"Michael Rödig — ein sympathischer, mit ausgesprochenem Organisationstalent begabter cleverer junger Mann — scharte vor zwei Jahren ehemalige Mitschüler und Freunde seiner vom Zerfall bedrohten Jugendgruppe um sich, fand mit Hilfe eines Grafikers den zugkräftigen Namen, „Starlighters", gründete unter dieser Firmierung seinen Klub und stellte sich die Aufgabe, künftig das in die Hand zu nehmen, was der weisungsgebundene Leiter eines Jugendheimes erst nach Überwindung erheblicher Schwierigkeiten tun kann, nämlich Tanztees und gesellige vergnügte Partys für junge Leute zu arrangieren. Es ging gut voran. Die Billetts für alle diese Veranstaltungen wurden restlos ausverkauft. Einnahmen und Ausgaben balancierten sich aus. Die Buchführung wies die ersten nennenswerten Überschüsse auf; das ermunterte den kleinen Kreis der zehn Aktiven zu neuen Ideen. Rödig kalkulierte absolut legitim und richtig, daß sich seinen Plänen eine bessere Entfaltung bieten werde, wenn sich die „Starlighters" einem Jugendverband angliedern. Er spart dadurch nicht nur die erhebliche Vergnügungssteuer, sondern findet damit auch eine recht solide geschäftliche Basis. Den „Falken" wiederum kam sein Vorschlag sehr gelegen. Ihrem durch politische Eskalationen etwas durcheinander gebrachten Image verhalf der Beat zu einem neuen Make-up und führte ihnen beachtliche Mengen sympathisierender Fans zu. Seitdem arrangieren die „Starlighters" mit Rückendeckung der Funktionäre Tanzmeetings und Beatfestivals am laufenden Band. 40000 junge Berliner waren 1965 beiden Veranstaltungen der „Starlighters" zu Gast. An Jedem Wochenende strömen die Beatfans ins „Zillertal" und in das Buschkrug-Kasino, die beiden Veranstaltungshäuser der „Starlighters", und amüsieren sich, wie's ihnen geziemt — ganz ohne Krawall. Die Abrechnungen wurden vom Verbandsbüro kontrolliert, und da sie bis zur letzten Stelle hinter dem Komma korrekt sind, dürfen die „Starlighters" weiter vor Aktivität sprühen." 

Mehr dazu in dem Blickpunkt-Artikel aus derNr. 146 / 2-1966: Beat macht sich bezahlt

(khs)

 

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