Ein Bericht aus dem Materialienbuch
"Jungarbeiter- und Schülerzentren in Berlin"
Das Prisma, ein
Jugendfreizeitheim im Norden Berlins, wurde 1967 vom Bezirksamt
Reinickendorf als "kulturell-politisches Forum" mit progressivem Anstrich
eröffnet. Da das Prisma in dieser Zeit im wesentlichen von Studenten und
Schülern besucht wurde, ist die damalige Entwicklung eng mit der
Studentenbewegung und der Berliner APO verknüpft.
Im Januar 1969 wurde eine taktisch ungeschickte Pillenverkaufsaktion der
Gruppe "Sexpol Nord" vom BA als Vorwand benutzt, das Prisma zum ersten Mal
zu schließen.
Nach der Wiedereröffnung im Frühjahr 1970 entwickelte sich das Prisma zum
Fixer- und Dealerzentrum Nord-Berlins. Da jedoch Wahlen vor der Tür
standen und man eine erneute lautstarke Räumungs- und Schließungsaktion
scheute, sollten zuerst einmal bei Duldung des Drogenkonsums die
pädagogischen Mitarbeiter versuchen, Herr der Lage zu werden und evtl.
therapeutische Hilfe zu leisten. Anfang 1971, kurz nach den Wahlen, wurde
das Prisma zum zweiten Mal geschlossen. Offizieller Grund: die Mitglieder
des pädagogischen Teams sahen sich aufgrund mangelnder Vorbildung und
fehlender Mittel nicht in der Lage, das Drogenproblem
im Prisma in den Griff zu bekommen.
Im Oktober 1971 wurde das Prisma wieder eröffnet, diesmal
als Modellversuch. Im Rahmen des |
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Differenzierungsprogramms
für Jugendfreizeiteinrichtungen sollten die Möglichkeiten erprobt werden,
in einem "Zentrum für junge Erwachsene" speziell Jugendliche über 16 Jahre
anzupsrechen und mit ihnen politische Bildungsarbeit zu betreiben, (siehe
dazu Jugendpflegebericht des Senats von Berlin, Berlin 1971, S. 15 f) In
der Praxis bedeutete das für das Prisma, daß die Bezirksamtsgelder etwas
reichlicher flössen als in vergleichbaren Einrichtungen und daß zwei
zusätzliche Planstellen eingerichtet wurden, von denen die eine mit einer
Dipl.-Pol. (frisch vom Otto-Suhr-Institut der FU Berlin, Anfangsgehalt DM
2.200,--) besetzt wurde, die zugleich die Leiterstelle erhielt.
Die offiziell vom Team, in Wirklichkeit aber allein von der Leiterin
entworfene und verfaßte Kozeption (in Auszügen abgedruckt in: Neuer
Rundbrief, Informationen des Senators für Familie, Jugend und Sport,
Berlin, Nr. 1/1972, Se. 15-23. Die folgenden Seitenzahlen beziehen sich
auf die vollständige Fassung der Konzeption) für den Modellversuch zeigt
deutlich, wie sich zwar Methoden und partiell auch Inhalte, nicht aber die
Ziele der staatlichen Jugendarbeit verändert haben. Gleich zu Beginn wird
festgestellt: " Es ist aber inzwischen undenkbar geworden, den
Jugendlichen eine Welt voller unübersehbarer Widersprüche als heilen
Kosmos vorführen zu wollen". (S. 3) Warum? "Irgendwann wird selbst den
unter-informierten Jugendlichen die Differenz klar zwischen dem, was er
tagtäglich an Widersprüchen und Konflikten erlebt und dem, was er im
allgemeinen in der öffentlichen Meinung " zum
Ausdruck kommt. Je größer diese Differenz wird, desto mehr wächst das
Mißtrauen der Jugendlichen z.B. gegen Eltern, Lehrer, Erzieher, Ausbilder
oder auch gegen Staat und Gesellschaft insgesamt; im gleichen Maß
verschwindet auch die Möglichkeit des Einflusses auf ihn.
" (S. 29)
In diesem Zitat läßt sich bereits eine Grundtendenz
aktueller sozialdemokratischer Politik erkennen: die Existenz von
Widersprüchen in der kapitalistischen Gesellschaft immer gerade so weit zu
akzeptieren, als es nötig ist, um nicht den Einfluß auf die Massen zu
verlieren. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Jugendarbeit, speziell
mit proletarischen Jugendlichen, in Richtung von "Kritikfähigkeit,
Identitätsfindung und Bewußtseinsbildung" (S. 31) zu modifizieren, ohne
jedoch dabei trotz gegenteiliger Beteuerung das primäre Ziel
gesellschaftlicher Integration in die Gesellschaft sein darf, sondern ihre
(d.h. der Jugendlichen, Anm. d. Verf.) Bereitschaft zum Engagement für und
nicht gegen diese Gesellschaft zu entwickeln. " (S. 30)
Für den Reinickendorfer Stadtrat für Jugend und Sport,
Jakov Rabau, verkürzt sich das Problem auf folgende Formel:"Ich bin zwar
rechter Sozialdemokrat, aber kann ich deshalb in Sachen Pädagogik nicht
trotzdem fortschriftlicher sein als mancherLinke?" (zitiert nach: Konkret
Nr. 14/73 S. 24)
Die in der Konzeption den proletarischen Jugendlichen unter dem Etikett
der Wissenschaftlichkeit zugeschriebenen Eigenschaften und Verhaltensweise
("mangelnde Ich-Stärke, Regressionstendenzen, labile Bewußtseinsstruktur,
gestörte Beziehungen zu anderen, besonders Nicht-Gleichgeschlechtlichen,
und außerordentlich starke Kommunikationsschwierigkeiten" S. 31) führen
zwangsläufig zur folgenden Einschätzung der Funktion des pädagogischen
Teams: " Da in der derzeitigen Situation die meisten Initiativen aller
Voraussicht nach vom Team ausgehen werden, muß man in Kauf nehmen, daß die
Teammitglieder zumindest vorübergehend die Rolle von Autoritäten
zugewiesen bekommen. " (S. 20 f) Aufgabe dieser Autoritäten ist "die
direkte Anleitung von Arbeitsgruppen und die Bestimmung der
Arbeitsumstände." (S. 21)
Es muß bei der Beurteilung dieser Konzeption
selbstverständlich einbezogen werden, daß sie für die Sozialbürokratie und
die politischen Wahlbeamten der Abteilung Jugend und Sport des BA
geschrieben wurde. Daß es sich hierbei jedoch nicht etwa um eine nur aus
taktischen Gründen entschärfte Konzeption sozialistischer Jugendarbeit
handelt, beweist die 1 1/2 jährige Praxis des Modellversuchs. Selbst die
geringen Möglichkeiten, die die vom Jugendwohlfahrtsausschuß
verabschiedete Konzeption noch bot, wurden nicht genutzt.
In der Folgezeit erschöpfte sich der Modellversuch in
den Versuchen des Teams, die Fiktion des "lernwilligen Proletariers" durch
ein "kritisches Konsumprogramm mit Aufforderungscharakter" zur
Bildungsarbeit in noch zu gründenden Gruppen zu animieren.
Auf diese Weise geriet das Team in zunehmenden
Widerspruch zu den Problemen und Bedürfnissen der jugendlichen Besucher.
Ein dauernder Konfliktpunkt waren die Öffnungszeiten,
(Dienstag-Freitag, 19. oo - 23. oo Uhr, Samstag, Sonntag, Montag und an
Feiertagen geschlossen, 2 Monate Sommerpause). Das
Team wollte aus eigenem Interesse die Öffnungszeiten noch weiter verkürzen
und die offene Arbeit zugunsten der Arbeitsgruppen langfristig abschaffen.
Demgegenüber stand das Bedürfnis der Jugendlichen, ihre Freizeit im Prisma
ohne Leistungsdruck in Arbeitsgruppen und ohne Bevormundung durch die
Teamer zu verbringen. Die Aktivitäten im Prisma sollten nicht nur hinter
den verschlossenen Türen der Arbeitsräume stattfinden, sondern auch im
offenen Bereich bei Musik, Filmen und Feten, bei Diskussion und Agitation.
Außerdem versuchten die Teamer, die Besucher in Kategorien einzuteilen
(Lernwillige, Besserungswürdige und hoffnungslose : Fälle) und sie dadurch
zu spalten. Die vorgenommene Einstufung der Mehrheit der Besucher als
"Flipper, Anarchos, Rocker und Fixer", boten dem Team eine willkommene
Legitimation, sich hauptsächlich nur mit den anpassungswilligen Besuchern
auseinander zu setzen.
Es gelang auf diese Weise natürlich nicht, die Besucher des Prismas
"aus ihrer Konsumhaltung zu reißen". Partielle Erfolge konnten lediglich
durch die Veranstaltung von Bildungsurlauben und einem Sommerurlaub in
Schweden erzielt werden. Obwohl auf diesem Sommerurlaub zum ersten Mal
Konflikte im ' Team aufbrachen und anschließend nur mühsam übertüncht
werden konnten, trugen der Urlaub und die anschließenden Treffen im Prisma
viel zur Festigung einer Kerngruppe bei, die sich an einer aktiven
Mitarbeit im Prisma interessiert zeigten. Das führte Ende 72/Anfang 73 zur
Bildung von 2 Arbeitsgruppen: einer Filmgruppe, die
für Hauptschulabgänger einen Film über Berufswahl drehen wollte, und einer
Wohngemeinschaftsgruppe, die später selbst in eine Wohngemeinschaft ziehen
wollte. Bei der Gründung dieser AG wurden bei den Jugendlichen als
Reaktion auf die rigiden Vorstellungen des Teams zu Inhalt und Form der
Gruppenarbeit erstmalig Tendenzen deutlich, ohne Teamer zu arbeiten.
Mitte Dezember wurde das Prisma wegen Renovierung geschlossen und blieb
nur für AGs geöffnet. Die von einigen Teamer bewußt hinausgezögerte
Wiedereröffnung und die Notwendigkeit einer konzeptionellen
Neuorientierung waren im Februar 1973 Anlaß für den erneuten Ausbruch der
Meinungsverschiedenheiten im Team, die schließlich zur Spaltung führten.
Auf der einen Seite stand ein Zweckbündnis von Sozialdemokraten und
SEW-Symphatiesanten (3 hauptamtliche Teamer,
darunter die Leiterin, sowie eine Honorarkraft), die die Arbeit als
Zuträgerfunktion für die Gewerkschaft begriffen und in möglichst
geschlossenen, arbeitsintensiven Gruppen agieren wollten. 'Auf der anderen
Seite stand eine Gruppe von 2 hauptamtlichen Teamern und 3 Honorarkräften,
darunter der einzige Lehrling im Team, die sich ohne gemeinsames
politisches Selbstverständnis zusammengefunden hatten und sowohl mehr auf
die Freizeitbedürfnisse der Besucher eingehen als auch die Vorstellungen
der Jugendlichen zur Mitbestimmung aufgreifen wollten.
Die Fraktion um die Leiterin disqualifizierte sich bereits zu Anfang
des Konflikts bei den Besuchern völlig. Zuerst wollte sie die
Auseinandersetzung ganz von den Jugendlichen fernhalten ("Es ist
pädagogisch unklug, sie einzubeziehen", "die prügeln sich ja doch bloß"),
dann trug sie die Auseinandersetzung zwei Tage nach dem ersten Gespräch
ins BA und warf sich dem vorher dem so oft geschmähten Vater Staat in die
Arme. Selbst vor politischer Denunziation schreckte sie nicht zurück. Die
Leiterin fertigte ein Protokoll der Vollversammlung an, die sofort nach
dem Bekanntwerden der Ereignisse von den Jugendlichen organisiert worden
war und auf der sie politisch stark kritisiert wurde. Dieses Protokoll lag
am nächsten Tag im Bezirksamt vor.
Erste Folge der Auseinandersetzung war, daß die 3 Honorarkräfte der
zweiten Fraktion gefeuert wurden.
Aufgrund dieser Ereignisse und der vorangegangenen praktischen Arbeit
im Prisma solidarisierte sich ein Großteil der damaligen Kerngruppe (42
von 50) mit den gefeuerten Honorarkräften und ihrer Fraktion. Nach einem
Go-in ins BA, auf der ca. 20 Jugendliche die Haltung der Besucher zum
Team-Konflikt und ihre Forderungen vortrugen, wurde der Versuch gemacht,
auf einer Info-Fete die Auseinandersetzung in die Öffentlichkeit zu tragen
(s. Dokument Nr. 1). Dieser Versuch mißlang nicht zuletzt deshalb, weil
einige Genossen von KJV(a) und KJVD(b),
die an diesem Abend zum ersten Mal im Prisma auftauchten, die Info-Fete
zur 1. Mai-Agitation umfunktionieren wollten und die an stehenden Fragen
kaum diskutiert werden konnten.
Das BA verhielt sich über 2 1/2 Monate hinweg abwartend. Schließlich
wurde am 25. 4. 1973 ein klärendes Gespräch zwischen Bezirksamt, Team und
Besuchern angesetzt. Zwei Tage vor diesem Gespräch sprangen die beiden
hauptamtlichen Teamer der zweiten Fraktion ab und erklärten sich wieder zu
einer Zusammenarbeit mit der Leiterin und ihrer Fraktion bereit. Ihre
Begründung, sich ihre Berufsperspektive erhalten zu wollen, stieß bei den
Jugendlichen auf Unverständnis. Sie fühlten eich verraten.
Die 3 gefeuerten Honorarkräfte verzichteten jetzt darauf, die
Auseinandersetzung im Team weiter zu führen, weil sie darin keine
Perspektive mehr sahen (Honorarkräfte haben formal kaum Mitarbeitsrechte,
können also leicht kaltgestellt werden) und weil ihre Position gegenüber
den Jugendlichen damit eindeutiger wurde. Sie arbeiten seither ohne
Bezahlung im Prisma weiter. In der Folgezeit wurden die Äußerungen und
Aktionen der Jugendlichen besonders vom Team immer wieder als Ergebnis der
Aufhetzung und geschickten Manipulation dieser 3 ehemaligen Teamer zu
disqualifizieren versucht. Diese Unterschätzung der Fähigkeit und
Bereitschaft proletarischer Jugendlicher, ihre Interessen selbst
wahrzunehmen und durchzusetzen, liegt nicht nur der Konzeption, sondern
auch der gesamten Praxis des Teams zugrunde, die eindeutig von einem- wenn
auch kaschierten - Subjekt-Objekt-Verhältnis ausging.
In dem Gespräch am 25. 4. war es dem Team und dem BA-Vertreter nicht
möglich, ihre Vorstellung von einer möglichst abstrakten
Konzeptionsauseinandersetzung und einer "sachlichen" Diskussion
durchzusetzen. Die ca. 80 anwesenden Jugendlichen
ließen sich nicht einschüchtern und artikulierten ihre Interessen. In
diesem Zusammenhang tauchte zum ersten Mal die Forderung nach
Selbstverwaltung auf. Besonders das Verhalten der beiden hauptamtlichen
Kräfte hatte den Jugendlichen inzwischen klar
gemacht, daß vom Staat angestellte und bezahlte Pädagogen sich im
Konfliktfalle immer gegen die Jugendlichen stellen werden, wenn sie nicht
bereit sind, ihren Job aufzugeben. Außerdem hatte der Begriff der
Selbstverwaltung durch Kontakte mit dem
Schöneberger Jungarbeiter-
und Schülerzentrum
für die meisten konkrete Formen angenommen und war kein fiktives
Schlagwort mehr.
Die kurzfristige Forderung in diesem Gespräch war jedoch die sofortige
Wiedereröffnung des Prisma. Deshalb wurde für den nächsten Abend zu einer
Fete aufgerufen.
In der darauffolgenden Nacht wurde im Prisma eingebrochen und Feuer
gelegt, wobei jedoch nur geringer Sachschaden entstand. Das war der
willkommene Vorwand für das Team, das Prisma ganz zu schließen. Als die
Jugendlichen am nächsten Abend vor verschlossenen Türen standen, zeigte
sich zum ersten Mal die Gefahr einer Spaltung; einige wollten mit Gewalt
ins Prisma eindringen und dort die Fete feiern, die anderen waren dagegen,
nach der Provokation der vergangenen Nacht, die ihnen bereits angehängt
worden war, der Polizei eine willkommene Gelegenheit zum Eingreifen zu
geben. Als im weiteren Verlauf des Abends doch noch eine Scheibe zu Bruch
ging, waren die Bullen auch sofort mit mehreren Mannschaftswagen da. Die
Jugendlichen einigten sich schließlich darauf, für die nächste Woche eine
Aktion zu planen. Um das zu verhindern, wurde am nächsten Dienstag das
Prisma vom Team wieder vollständig geöffnet.
In den nächsten Wochen wurde der Kampf um die
Selbstverwaltung vorbereitet und die Basis im Prisma erfolgreich
verbreitert. (S. Dokument Nr. 2)
Für den 5.5. wurde ein Fest organisiert. Um 1.00 Uhr nachts schlössen
dann die Teamer das Bier weg und packten die Musikanlage ein. Aufgrund
dies er Provokation beschlossen die anwesenden Jugendlichen, die Nacht im
Prisma zu verbringen und ohne Musik, aber mit selbst organisiertem Bier
weiter zu feiern. Um 4.3o Uhr schließlich klingelte das völlig hilflose
Team den Bezirksjugendpfleger aus dem Bett. Der kam, fragte, ob das eine
Besetzung sei, und forderte die Jugendlichen auf, das Prisma zu verlassen
mit dem Hinweis darauf, ihr Verhalten sei Hausfriedensbruch. Die Polizei
wollt e er jedoch nicht holen ("den Gefallen tue ich Euch nicht!"), obwohl
die Jugendlichen seiner Aufforderung nicht nachkamen. Schließlich mußte er
unverrichteter Dinge wieder abziehen.
Die Jugendlichen erkannten jedoch sehr schnell, daß es sinnlos war,
einen Kleinkrieg gegen die Teamer zu führen. Von diesem Zeitpunkt an
wurden diese weitgehend ignoriert. Kleine Zusammenstöße führten allerdings
zu hysterischen Reaktionen des BA (s. Dokument Nr.
3), die sich jedoch schnell als Imponiergehabe erwiesen.
Am 25. 5. wurde von den Besuchern ein eingetragener Verein als Träger
der Selbstverwaltung gegründet.
Für die Selbstverwaltung wurden inzwischen folgende Prinzipien
aufgestellt:
Es muß auf die Freizeitbedürfnisse
der Besucher eingegangen werden, ihre Isolation
muß aufgebrochen werden. Selbstverwaltung darf nicht zum Selbstzweck
werden, es muß eine längerfristige Perspektive (Stadtteilarbeit)
entwickelt werden.
Die Selbstverwaltung soll möglichst ohne Bezahlung von Leuten
arbeiten, falls doch, sollen sie vom Trägerverein angestellt werden .
Organisiert wird die Arbeit über die Vollversammlung, die höchstes
beschlußfassendes Organ ist, eine Info-Gruppe und einen Programmrat.
Am 12. 6. wurde an den Bezirksstadtrat für Jugend und Sport, an den
Bezirksjugendpfleger, an den Vorsitzenden des JWA und an die Senatorin für
Jugend und Sport ein Brief mit den Forderungen der Jugendlichen geschickt
(s. Dokument Nr. 4). Eine Pressekampagne wurde eingeleitet.
Die aktive Basis im Prisma besteht aus etwa 20 Jugendlichen, die
regelmäßig mitarbeiten, und 40 bis 50 , die loser gebunden sind. Die
Jugendlichen sind überwiegend Lehrlinge, zu kleinen Teilen auch
Jungarbeiter und Schüler. Politische Organisationen arbeiten bisher nicht
mit.
Auf die weitere Strategie kann an dieser Stelle natürlich nicht
eingegangen werden. Grundsätzlich muß jedoch folgendes festgestellt
werden: Das Prisma ist nicht wie der ehemalige Flamingo-Club in Schöneberg
ein schon fast aufgegebenes Sorgenkind der Jugendpflege, sondern ein
Renommierprojekt der SPD, das unter einem progressivem Anspruch angetreten
ist und als Modellversuch bereits erhebliche finanzielle Mittel geschluckt
hat. Deshalb ist starker Widerstand vom BA zu erwarten. Das BA wird jedoch
nicht offen reaktionär auftreten, sondern das Projekt durch geheucheltes
Verständnis, Lockangebote, "sachliche Schwierigkeiten", Verzögerungstaktik
und Spaltungsversuche zu boykottieren versuchen (s. Dokument Nr. 5).
Editorische Anmerkungen:
Die Dokumente wurden hier aufgrund der schlechten
Druckqualität nicht veröffentlicht.
a) KJV =
Kommunistischer Jugendverband, Jugendorganisation der KPD
(Aufbauorganisation)
b) KJVD
= Kommunistischer Jugendverband Deutschlands, Jugendorganisation der
KPD/ML (Zentrales Büro)
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Der Text stammt aus:
Autorenkollektiv Jungarbeiter- und Schülerzentren
Proletarische Jugendarbeit in selbstverwalteten Jugendzentren
Reihe Untersuchungen und Materialien, Verlag Roter Stern Ffm 1973,
S. 213-224
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