zurück 

In Kooperation mit
TREND ONLINEZEITUNG
Archiv Rock und Revolte

Das Schöneberger Jungarbeiter und Schülerzentrum (SJSZ)
Materialien aus der Gründungszeit 1972
 


Protokoll der Delegiertenversammlung
vom 15.September 1972 in der Belziger Str.

Anwesend waren Genossen von:

Jugendclub Moabit
Belzigerstrasse
Falkenhagener Feld
Rauchhaus
Rote Hilfe
Drugstore, Potsdamerstrasse

Außer einer kurzen Diskussion über Sinn und Zweck eines Delegierten am Anfang bestand das Treffen nur aus dem Vorstellen der verschiedenen Gruppen durch ihre Vertreter.

Rauchhaus/Jugendzentrum Kreuzberg:

Dadurch daß viele Genossen aus dem Rauchhaus auch gleichzeitig im Jugendzentrum Kreuzberg mitarbeiten, besteht zwischen diesen beiden Gruppen eine Verflechtung. Die sogenannte Sanierungsgruppe beschäftigt sich mit der Errichtung einer Spielstraße für Kinder. Ihre Absicht war über die Beschäftigung mit Kindern Kontakt mit deren Eltern zu bekommen. Hierbei hatten sie keinen Erfolg. Die Fotogruppe ist sowohl zur Hobbybeschäftigung als auch zum Dokumentieren der eigenen Arbeit eingerichtet worden. Eine noch aufzubauende Druckerei soll Unabhängigkeit von den anderen Druckereien sicherstellen und hauptsächlich der Herstellung einer überbezirklichen Stadtteilzeitung dienen.

Belzigerstraße:

Probleme in der Schule (wie zum Beispiel Pflichtarbeit im Krankenhaus um angeblich die Arbeitswelt kennenzulernen) werden vom Schülerkollektiv aufgegriffen. Die bestehende Lehrlingsgruppe versucht für die Schulabgänger eine Gegenberufsberatung aufzuziehen. Zur zeit ist sie aber noch in einer allgemeinen Bestandsaufnahme steckengeblieben.

Zu  Schwierigkeiten, die bei der Arbeit des Kollektivs entstanden, über die aber nicht berichtet wurde, kommen noch Schwierigkeiten finanzieller Art. Das Bezirksamt verweigert noch sehr notwendige Geldzuschüsse.

Rote Hilfe:

Die Rote Hilfe fällt aus dem Rahmen der anwesenden selbstverwalteten Jugend- und Stadteilgruppen etwas heraus, weil sie außer einem im Aufbau befindlichen Kinderladen keine Politisierungsarbeit an der Basis leistet. Für sie entsteht dadurch die Schwierigkeit losgelöst von der Basis Politik zu machen. Die mißlungene Kampagne für die politischen Gefangenen im Juli war der Anlaß dafür, Kontakt zu den Stadtteilgruppen zu suchen. Dabei steht die Vorbereitung für die anstehenden RAF-Prozesse im Vordergrund. Ihr Anliegen ist dieses Problem in möglichst viele linke Gruppen hineinzutragen, um vielleicht zu einer wirksamen Prozesskampagne zu kommen.

Drugstore:

Nach dem Drugstore in der Motzstraße wegen finanzieller Unklarheiten und Schweinereien zugemacht hat, hat die alte Drugstore-Mannschaft es in langen Verhandlungen geschafft den Drugstore in der Potsdamerstraße wiederzueröffnen. Der Drugstore ist als ein Kommunikations- und Resozialisierungszentrum gedacht. Neben den Arbeitsgruppen, die für Kommunikation sorgen sollen gibt es eine Wohngemeinschaftsgruppe, die Wohnungen für entlassene jugendliche Gefangene aus der Plötze besorgen soll. Ferner sollen Arbeitsplätze beschafft werden. Auch schon vor der Eröffnung haben Kontakte mit den offiziellen Gefangenenvertretern in der Plötze bestanden. Finanziell klappt es beim Drugstore besser als bei den anderen Jugendzentren.

Jugendclub Moabit e.V.

Dieser Kub existiert schon seit 13 Jahren. Er finanziert sich durch beitragzahlende ansonsten passive Mitglieder. Seit etwa 1 1/2 Jahren ist der Jugendklub auf Linkskurs. Ein Erzieher und eine Sozialarbeiterin sind hauptberuflich beim Klub angestellt. Mit einer Mitarbeitergruppe von etwa 10 Leuten werden 3 Seminare abgehalten: Jugendarbeit heute, Siebdruck und Sexualität. Einmal in der Woche findet eine allgemeine politische Diskussion statt. Eine Teestube ist täglich geöffnet. Außer den laufenden Seminaren wird oder wurde an verschiedenen Projekten gearbeitet: Mietkampagne, Spielstraße (Werftstraße). Eine Betriebsgruppe, über deren Arbeit weiternichts gesagt wurde, steht im  Zusammenhang mit dem Jugendclub. Auf 14täglichen Vollversammlungen versuchen die Erzieher den Jugednlichen klarzumachen, daß es ihr Klub ist, woraufhin von einem Genossen vom Rauchhaus der Einwand kam, das dies wohl zwecklos sei, weil tatsächlich nicht ihr Klub sei, der des Vereins und der Erzieher. Es entstand eine kurze Diskussion darüber. Auf der einen Seite stand die Forderung nach Selbstorganisation, auf der anderen der Einwand, die Jugendlichen im Jugendklub Moabit seien daazu nicht in der Lage.

Falkenhagener Feldgruppe:

Aus der Spaltung der Basisgruppe Spandau ging die anwesende Gruppe und die Arbeitermacht hervor. Beide Gruppen arbeiten zur Zeit im Falkenhagener Klubhaus, das nach Unruhen, darauffolgender Schließung, Besetzung und Räumung jetzt wieder geöffnet wird. Das Klubhaus steht unter der Leitung  des Bezirksamtes, das den Jugendlichen eine Mitbestimmung angeboten hat. Diese wird aber von den Falkenhagenern abgelehnt, sie fordern Selbstverwaltung.

Für die Gruppen, die an der Mitarbeit bei der Stadtteilzeitung interessiert sind, wurde ein Termin (Samstag, der 16.9., 18.00 Uhr) gestgelegt.

Das nächste Delegiertentreffen findet am Freitag in 14 Tagen statt.

nach oben