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Archiv Rock und Revolte
Westberliner Bandseite
 

The Sounders
Eine Beatband aus dem Berliner Wedding.

Die Sounders waren zwischen 1966 und 1970 quer durch die Stadt - vom Norden "Seeschloß Hermsdorf" bis Süden bis zum  "Penny-Club" am Kottbusser-Damm musikalisch unterwegs. Ihr Repertoir reichte von A wie Animals, über John Lee Hooker bis V die Ventures.

Bandgründer Gerhard Quick berichtet:

Gegründet wurde die Band 1965 von den Brüdern Gerhard und Herbert Quick und dem gemeinsamen Freund Gunter Linke, alle drei wohnhaft in der Stettinerstr. 7 im Wedding. Zuerst waren wir in unterschiedlicher Besetzung in kleineren Jugendheimen unterwegs. Es gab kurzfristig eine Gruppe gleichen Namens auch aus der näheren Umgebung, die Teile ihres Equipment uns überließen und sich auflösten. Sie haben uns bei einigen Konzerten als Helfer begleitet.


Foto von den Sounders (ohne Blacky)

The Sounders, das waren: Gerhard Quick (Baß), Herbert Quick (Drums), Gunter Linke (Rhythmus Git./ Vocal), Heiner Spitzname ,,Holly" Nachname auch nicht mehr bekannt. Rainer Wittke (Solo Git.) Achim Spitzname ,,Holzwurm" Nachname nicht mehr bekannt trotz vieler Nachforschungen. Er hatte davor bei Lonesome and the Heatles gespielt. Später stieß ,,Blacky ", Johannes Lindinger zur Gruppe.

Unseren Übungsraum hatten wir in der Pankstr. Im Ev. Gemeindehaus der Paulskirche. Dafür mußten wir des öfteren mal im Gemeindesaal auftreten. Die Auftritte waren für uns und die Kirche finanziell ein großer Erfolg. Hunderte von Besuchern strömten meistens in den Saal, der des öfteren wegen Überfüllung geschlossen wurde. Der erste große Auftritt fand hier eine Woche nach dem Rolling Stones Konzert in der Waldbühne (15.9.1965) statt. Unser Pfarrer hatte damals sehr große Bedenken weil auch wir keine Waisenknaben waren. Aber es lief alles normal ab.

Die Ur-Sounders Gerhard Quick, Herbert Quick, Gunter Linke, Rainer Wittke und Achim waren viel in der Westberliner Szene unterwegs. Wir spielten z.B.:

In Jugendclubs wie Soorstr, Dohnagestell oder Haus der Jugend Wedding, ebenso wie in privaten Clubs - so z.B. "Old Sammy Saloon", "Weekend Club", "Penny Club".

Des öfteren spielten wir im Seeschloß Hermsdorf, dem späteren Star Club Berlin auch zusammen mit den "The Ballads". Das Restaurant Haupteck Schöneberg war für uns auch sehr interessant.

Auch hatten wir mal einen Gig in der Kneipe Checkpoint Charlie am Grenzübergang gehabt. Viele GI`s waren unter Zuhörern.

Wir nahmen auch an einem Bandwettbewerb in der Neuen Welt in der Hasenheide teil. Dort erreichten wir eine gute Platzierung unter den 10 besten Bands. Es hat aber leider nicht zum Star Club Auftritt in Hamburg gereicht.

Rainer Wittke verließ die Gruppe und ,,Blacky ", Johannes Lindinger, der zuvor bei den "The Boots" gespielt hattewurde der große ,,Star", mit vielen Allüren, seinen Frauengeschichten und immer klamm.


links Herbert Quick, in der Mitte "Blacky" Johannes Lindinger,
rechts Gerhard Quick im Seeschloß Hermsdorf

Drei weitere Schnappschüsse

Zwischen 1966 und 1970 hatten wir als Sounders insgesam ca. 100 Auftritte.

Unser Repertoire umfaßte gut 100 Songs. Coversongs von Animals, Donovan, Chuck Berry rauf und runter. Viel R. & Blues Titel von Salomon Burke, Booker T, John Lee Hooker, Bo Diddley, Willi Dixon/Stones und Ray Charles. Instrumentals: wenig wenn etwas Shadows und Ventures.

Hinzu kam eine Instrumental Studioaufnahme für Blacky's Song "Du warst mein betser Freund", die uns auf Dauer aber keinen Erfolg brachte. Wir hatten auch einige Eigenkompositionen im Country Bereich - wie "Sweet Mary oh Grady" und "Roth" -, aber damals wollte keiner sowas hören und wir selbst dann auch nicht spielen.

Im Jahre 1968/69 kam es zum Streit über die musikalische Ausrichtung der Gruppe. Herbert Quick verlies die Band und ein neuer Drummer kam zu uns. Als Sologitarist kam neu Hans Werner Hein, ,,Dixie" von von Ray F Jay zu uns. Die Auftritte wurden immer weniger, weil alle nur die alte Gruppe hören wollten.

Ein Neuanfang  wurde 1969/70 mit Eberhard Romeis, Drummer der auseinander gegangenen Band The Ballads, gewagt. Zum Teil erfolgreich. Doch dann gab es leider wieder Umbesetzungen u.a. Christian Moldt (Pianist,Orgel), Michael Kruse am Schlagzeug, Hans Werner Hein (Dixie), Gerhard Quick,, Gunter Linke und ein Saxofonist aus London von den X Rays.  Wir entwickelten uns in Richtung Jazz. Aber der Musikstil Tanzmusik/Jazz kam nicht an.

Anfang 1970 kam für mich dann das musikalische Ende. Nach der Auflösung der Gruppe/n kam es zwischen mir und Gunter Linke zum Zerwürfnis wegen der verschwundenen Gesangsanlage. Jeder ging dann einem ordentlichen Beruf nach.

Soweit sein Bericht, der nicht ganz vollständig ist, weil ihm viele Unterlagen fehlen, die sein Bruder mit genommen hat und weitere Nachforschungen nichts ergeben haben.

Über die Zeit "danach"  erzählt uns Gerhard Quick:

Bis zu meinem Wegzug aus Berlin 1981 hatte ich keinen Kontakt mit meinen Mitspielern.

Mein Bruder lebt und arbeitet seit einigen Jahrzehnten in Thailand. Wir haben selten Kontakt.

Mein letztes musikalisches Intermezzo war 1979 mit der Berliner Band ,,Altbau"(*). Als Backgroundsänger/ Ersatz- Bassist auf Abruf. Seit dem musikalisch nichts mehr zu tun gehabt. Karriere, Hausbau im Fränkischen. Meine jetzigen Hobbys hab ich auf die Strasse verlegt. 18 Mal in Berlin zum Marathon den Franzosenlauf 25 Km de Berlin und den Halbmarathon absolviert. Sonst keine großen Kontakte mit meiner Geburtsstadt Berlin mehr. Jetzt als Unruheständler entdeckt man auf einmal seine musikalische Vergangenheit wieder.

Seit drei Jahren fröne ich wieder der Musik. Spiele Akustikgitarre und wieder Bass  im Brass-Blech-Bereich.

Und Gerhard Quick fasst abschließend zusammen:

"Wir, the Sounders haben von 1. Quartal 1965 bis zum Frühjahr 1968 bestanden.
Also genau vier schöne, aber auch verrückte Jahre.
"

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*) Anmerkung von mir (khs) zur Gruppe "Altbau". Lutz Manthe und Anke Kukuck schreiben über diese Band in ihrem Buch Rockcity Berlin 1981 auf S. 19:

"Die Gruppe ist nicht so alt wie ihr Name. 1976 gegründet, spielen die Fünf Rock'n'Roll und Rock mit deutschen Texten 100 mal im Jahr »abendfüllend. Das Repertoire umfaßt unkomlizierte Stücke von Chuck Berry, Little Richard bis zu den Beatles und eigene Rock-Musik mit ebenso eigenen deutschen wie angriffslustigen Texten. Als ihre wichtigsten Auftritte bezeichnen sie Konzerte in der Deutschlandhalle (zum Sechstagerennen), Eissporthalle (bei Jugend trainiert), »Mit RIAS in die Ferien«, sonstige zehn eigene Sendungen im Funk und mehrmals im Nachtprogramm der ARD."
 

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