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Archiv Rock und Revolte
Personengeschichten aus der "Berlin Szene"

 

Chubby (Volker) Herrmann
Musikalische Erinnerungen

Aufgezeichnet von Karl-Heinz Schubert

1.Kapitel: Vom Skat zum Skiffle

The Buttles Of Berlin


1959 bekam Chubby seine erste Gitarre. Eine sogenannte Peter Kraus-Gitarre.

Ihre Besonderheit: Die "Peter Kraus Party-Gitarre" von FRAMUS hatte nur 4 Stahlseiten. Mit dieser Gitarre sollte man laut Werbung in nur sieben Tagen perfekt Gitarre spielen lernen.

Chubbys Bruder Hans-Joachim Herrmann - oben rechts mit Kistenbass -traf sich regelmäßig mit Günther Schlockermann - links mit Waschbrett - und Klaus Lehmann - in der Mitte mit Topf&Deckel-Schlagzeug zum Skatspielen. An einem Skatabend tauchte Chubby mit seiner neuen Gitarre auf und animierte die Skatbrüder, mit ihm zu skifflen. Fortan gab es statt Skatspielen das Skifflen. Die Gruppe nannte sich "Buttles Of Berlin". Zwar wußte von den Vieren keiner, was "Buttles" bedeutete, aber der Bandname klang richtig gut.

Die ersten Auftritte der "Buttles" fanden an der Lieper Bucht statt - zu westberliner Zeiten im Sommer ein beliebter Ausflugsort, wo man auch gut und kostenlos Baden gehen konnte.

Kaum hatte die Gruppe angefangen zu spielen, kamen die Ausflügler und blieben.

Die Lieper Bucht war nicht so einfach zu erreichen, wenn man kein Auto besaß und Musikinstrumente transportieren  musste. Von ihren Lehrlingslöhnen hatten sich die Musiker Faltboote zugelegt, die in Tiefwerder an der Havel verteut waren. Von dort paddelten sie am Sonnabend incl. Equipement zur Lieper Bucht. Was das Wetter gut war, übernachteten sie dort für einen zweiten Auftritt am Sonntag.

Die kleine Besetzung der "Buttles"

Von links nach rechts: Bruder Hans Joachim, Hr. Bolle und Chubby musizieren 1960 beim Betriebsfest im Keller der Bolle-Filiale Kudamm/Olivaer Platz


Das Band-Équipement
vor dem elterlichen Schrebergarten

Auftritte ohne zu üben - das ging gar nicht. Also musste nach der Arbeit musiziert werden. Jedoch in den elterlichen Wohnungen der "Buttles" war dies nicht ohne Stress mit Nachbarn möglich. Also wich man in den Schrebergarten der Eltern am Spandauer Damm (Westend) aus.

Die große Besetzung


Ganz links jetzt mit Mike Spörl (Banjo) und ganz rechts Hans Kumrow mit Kistenbass.

Da die Gartenkolonie in Westend lag, wurde der Ortsteil zum Namensgeber der nächsten Skiffle-Formation der Chubby Herrmann, Mike Spörl und Klaus Lehmann 1960 angehörten: Die WESTEND SKIFFLE GROUP. Sie gewann im selben Jahr DAS GOLDENE WASCHBRETT.

Die Westend Skiffle Group


Von links nach rechts:
Charly [T.] (Kistenbass), Heinz ? (Banjo) Klaus Lehmann (Gitarre), Mike Spörl (Waschbrett),
Chubby Herrmann (Gitarre) und [N.] Oschyra (Gitarre)

Von Blowin in the Wind bis El Matador
Zwischenspiel Folklore:  Drei Gitarren und dreistimmiger Gesang


Von links nach rechts:
 Mike Spörl, Klaus Lehmann und  Chubby Herrmann

2.Kapitel: Erfahrungen als Sänger

1963 wechselte Chubby als Sänger zu den Play Brothers, wo er auch Mundharmonika spielte.


Von links nach rechts:  Werner (Drums), Jürgen (Guitar), Jürgen (Guitar) Chubby (Vocal), Matze (Bass)

3. Kapitel: Die Vip's Zeit

1964 stieg Walter Hunn als Drummer bei den Hound Dogs aus und wollte mit Chubbys "alten Skiffles Kumpels" - Klaus Lehmann und Mike Spörl eine Beat- und Popband gründen. Chubby sollte der Sänger sein. Postwendend stieg Chubby bei den Play Brothers aus. Und weil in der neuen Band ein Bassist fehlte, kaufte er sich im Musikhaus am Zoo einen Bass Marke Eko. 

Ein wenig unbescheiden nannte sich die Band, die nun in einem der damals  bekannstesten Auftrittsorte  "Die Soorstraße" an den Start ging, ganz einfach The Vip's. Es folgten Auftritte in weiteren angesagten Locations wie "Das Haus der Jugend Böcklerpark" und der "Westside Club" in Kreuzberg, sowie das "Casaleon" in Spandau.
 

links: Walter Hunn, hinten: Klaus Lehmann, rechts: Mike Spörl, vorn: Chubby Herrmann

Das 1965 auf Eisenbahnschienen aufgenommene Bandfoto erscheint im Nachhinein wie ein Vorgriff auf die Zukunft, denn 1966 entschlossen sich die Vip's, nachdem sie schon mehrfach durch Westdeutschland getourt waren, ihr "Glück" im Ausland zu machen.

Ihr Ziel hieß Schweden:

Schwedische Impressionen
 


Schnappschuss vom Auftritt bei einer Schulfete 1966 in Umeå


Tourneefahrzeug Nr. 1
Dem SfB abgekauft  


Chubby gibt Autogramme


Tourneefahrzeug Nr. 2  


Der Saal kocht: Die Vip's spielen La Bostella als Cover von Yvan Honoré Bostel's Originalversion

Aus dieser Zeit sind zwei Tonaufnahmen erhalten:

Um die Songs zu hören, muss eventuell der Adobe Flash Player installiert werden.

That's Nice [Neil Christian]
Gesang: Chubby Herrmann
Ride Your Pony [Lee Dorsey]
Gesang: Mike Spörl

"The Best of" aus ihrem damaligen Repertoire zeigt folgende Fotomontage:
 


 

Die Vip's waren deshalb auf der "Höhe der Zeit", dh. sie spielten die jeweiligen Top-Hits der internationalen Hitparaden, weil Chubby sich folgender Methode bediente:

Seine ständigen Begleiter auf den Tourneen waren ein Telefunkenradio und ein UHER-Tonbandgerät. Beides miteinander durch ein dreipoliges Diodenkabel verbunden, wurden die Top-Hits von BBC, Radio London und Radio Caroline - alle drei in Schweden gut zu empfangen - aufgenommen und sofort einstudiert.

Mike Spörl mit dem Band-Roadie Wolfgang Klaus "Albara" (rechts)

Zwischen 1966 und 1967 waren die Vip's monatelang in Schweden und wenn sie mal in Berlin waren, dann waren sie auch dort sehr gefragt:

Endgültig zurück aus Schweden veränderten die Vip's, die ab 1. Oktober 1968 nur noch zu Dritt auftraten, ihren musikalischen Schwerpunkt. Sie spielten Stücke, die das Publikum damals als "Underground" bezeichnete, wie z.B. Stücke von: Black Sabbath - Uriah Heep - Jimi Hendrix - Fleetwood Mac - John Mayall - Gary Moore - Jeff Beck - Steppenwolf - Blood Sweat & Tears - Erik Clapton - Johnny Winter - The Doors - Nazareh - Santana.

Entsprechend war das Outfit der Vip's.


von links nach rechts: Mike, Chubby & Walter

Im Berliner Jugendclub mit seinen "Jugendtanzbars"  Dachluke, Pop Inn, Swing Point und Sloopy wurden die Vips's 1969 so etwas wie eine Stammband.

4. Kapitel: Rock'n'Roll will never die!

Nachdem die Vip's 1970 erneut durch Schweden getourt waren, zerfiel die Band irgendwann im Laufe der frühen 1970er Jahre, weil Chubby keine Lust mehr hatte, dauernd durch die Welt zu ziehen.

Doch ohne Gigs, das ging für Chubby gar nicht. 1974 wurde JUKEBOX gegründet, die in unterschiedlichen Formationen bis etwa 1986 auftrat. Die hier abgebildete Besetzung produzierte einige Single-Platten.


von links nach rechts:
Otto Hamborg (keyb), Danny Wall (lg) Ralf Nowy (sax) Peter von Schmiedeberg (g, voc),
Lothar Jenner
(drums, voc), Chubby Herrmann  (bass, voc)
 
JUKEBOX wurde in 1970er und 1980er Jahren zu einer bekanntesten Rock'n'Roll Bands in Berlin. Die Band trat bis Mitte der 1990erJahre in den dafür  angesagten Locations wie etwas Big Eden, Loretta im Garten, Joe am Wedding, Treibhaus  und Museumskneipe regelmäßig auf. Special Gigs wie z.B. bei der Internationalen Funkausstellung am Funkturm oder ein TV-Auftritt bei "Showplatz Berlin" gehörten ebenfalls dazu.


Cover & Musikauswahl: Chubby

Jukebox zum Anhören
Um den Song zu hören, muss eventuell der Adobe Flash Player installiert werden.

Rock'n'Roll Friends
Text: Garry Gordon
Musik: Ralf Nowy

 

Schnappschüsse


Big Eden


                       Lichtwerbung am Kudamm


Loretta im Garten


ZDF-Sendung: Showplatz Berlin


                                             Museumskneipe


Joe am Wedding - Tochter Silvia ist mit auf der Bühne



Bei JUKEBOX spielten außerdem: Mike Wöhrle, Peter Kahl, Stan Allan, Bernd Seibt

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Chubby Herrmann spielte auch noch in weiteren Bands - u.a.: Big Four (1978-1980), Stan Allan Band (1981/82), The Beatband (1982/83 und 1985), Little Rock (1992), Flying Bull Frogs (2004)

The Big Four


von links nach rechts: Chubby Herrmann( bass, vocal), Peter Berndt (g, vocal), Frank Kaetzke (drums, 1960er Jahre: Odd Persons), Danny Wall (lg)

Bei Big Four spielten auch:

Werner Krabbe (g,voc) und Tommy Schütze (drums)


Nach Jahrzehnten tauchten drei Bootlegs von The Beat Band wieder auf:
Um die Songs zu hören, muss eventuell der Adobe Flash Player installiert werden.

Clarabella
[2:47]
Gloria
[3:51]
Stupidity
[2:52]


Plattencover - Rückseite

[Namen & Jahreszahlen in diesem Kapitel stammen tw. von Lothar Jenners "Roadmap"
Über die The Beatband kann man sich bei "Charly" Lüsse informieren.]

Als das Berliner Rock-und Poparchiv 2010  im Zusammenhang mit einer Ausstellung zur Geschichte der Beatmusik in Berlin der 1960er Jahre  im später abgebrannten "Kreuzberger Festsaal" ein Konzert der in den 1960ern bekanntesten Berliner Rockmusiker organisierte, gehörte natürlich auch Chubby Herrmann dazu.


Chubby (Dritter von links) mit Edgar and The Breathless am 10.9.2010 im Kreuzberger Festsaal

Seit 2014 gibt es wieder JUKEBOX mit Auftritten u.a. in der Berliner  "Eierschale".

Zur derzeitigen  Besetzung gehören:  Dany Wall (lg)  Lothar Jenner (drums, voc), Chubby Herrmann  (bass, voc), Otto Hamborg (keyb), Ralf Neujahr (Sax)

Gemanagt wird die Band von Chubby.

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